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25. August 2022  

Dr. Rolf Danckwerts, VorsRiLG Berlin; Andrea Dora Wolfskämpf, Künstlerin (und ihre Werke); Meta Hildebrandt, Sopranistin

 

Für unseren zweiten Salon72 konnten wir als Gastredner Rolf Danckwerts gewinnen. Seine Zusage erfreute und ehrte uns besonders, weil er als amtierender Berliner Richter natürlich besonderen Wert auf seine Neutralität legen muss. Unser Salon72 als Ort des Gesprächs und der Begegnung bot hierfür genügend Raum. 

Im Vordergrund des Vortrags standen spannende Fragen aus der gerichtlichen Praxis, die sich so in keinem Buch nachlesen lassen. In unterhaltsamem Vortrag lernten die Zuhörer diejenigen Dinge, die einer Kennzeichenstreitkammer im Zusammenhang mit einstweiligen Verfügungen wichtig sind: Kurze Anträge sind von Vorteil. Rechtliche Ausführungen sind nur dann sinnvoll, wenn die Kammer auch mit jungen Proberichtern besetzt ist, die sich noch über Rechtsausführungen freuen. Bei benutzungspflichtigen Marken sollte auch ohne Rüge des Verletzers zur Benutzung vorgetragen werden. In ganz eiligen oder anderweitig besonderen Fällen sollten auch die Anwälte zum Telefonhörer greifen. Die Suche nach einer Schutzschrift erledigt die Geschäftsstelle. Dabei dauert es etwa einen Tag, bis die Verfügung – in Berlin ausgedruckt – auf dem Richtertisch landet. Eine umfangreiche Fragerunde schloß den Vortrag ab.

Einstweilige Verfügungen sind vergänglich. Auch der musikalische Teil des Abends war der Vergänglichkeit gewidmet. Die Sopranistin Meta Hildebrandt sang zunächst den „Sandmann“ von Robert Schumann, sodann „Die Bekehrte“ von Hugo Wolf. Beide Lieder bewegen sich bewusst in einem Grenzbereich, den Meta Hildebrandt mit ihrer frischen, jugendlichen Stimme gut zum Klingen brachte. Lässt der Sandmann die Kinder nur schlafen? Oder bringt er den Tod? Ist die durch ihren Liebhaber Bekehrte wirklich bekehrt? Oder sieht sie vielmehr, wie sie benutzt wird, die Freiheit zu lieben verliert? Uli Hildebrandt rahmte die beiden Lieder mit zwei Klavierstücken ein. Er spielte zuerst den dritten Liebestraum von Liszt – ein Stück, dem Liszt als Motto ein Gedicht von Ferdinand Freiligrath vorangestellt hat: „Oh Lieb, solang du lieben kannst. Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst!“ Sodann erklang das Impromptus Fis-dur von Chopin, ein Stück aus der Zeit des beginnenden gesundheitlichen Verfalls Chopins. Außerdem gespickt mit einem gehässigen Liszt-Zitat, nachdem die Freundschaft zwischen Liszt und Chopin aufgrund unterschiedlicher Moralvorstellungen zerbrochen war. 

Den Abend beendete ein kurzer Vortrag der Künstlerin Andrea Dora Wolfskämpf aus Montreux, deren Bilder gerade bei Hildebrandt. ausgestellt sind und erworben werden können. Andrea Dora stellte ihre typisch expressive Malweise vor, die farbige Flächen mit skizzenhaften Zeichnungen verbindet. Sie versteht ihre Werke als eine Art Dichtung, die teils schnell teils in jahrelangem, immer dichter werdenden Schaffensprozess entstehen. Das fertige Werk lebt dabei nicht nur von der obersten, sichtbaren Schicht, sondern atmet zugleich auch alle darunter liegenden Schichten und Schaffensphasen.

Bei Käse und Wein konnten sich die zahlreichen Kolleg*innen aus der Anwaltschaft, aber auch Gäste aus Unternehmen, Verbänden und Kunst bis spät in die Nacht austauschen. 

Wir freuen uns auf das nächste Mal: Am 20.10.22, 18 Uhr c.t. spricht Marianne Grabrucker, VorsRiinBPatG a.D. beim Salon72. Die junge Pianistin Julia Stephan (www.julia-stephan.com) wird Klavier spielen. Es gibt natürlich wieder Musik, Kunst und Wein.